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Das Bremer Domtreppenfegen – küssende Jungfrau gesucht

Unzählige Kronkorken klemmen zwischen den Stufen zum Portal des St.Petri Domes und zeugen von einem Bremer Brauch, der viele Einheimische dazu veranlasst, ihren 30.Geburtstag lieber außerhalb der Stadt zu verbringen: das Bremer Domtreppenfegen.

Bremer und Bremerinnen, die bei Vollendung ihres 30. Lebensjahres unverheiratet sind, werden vom Freundeskreis nur allzu gern dazu genötigt, dieses “Versagen” in aller Öffentlichkeit zur Schau zu stellen. Hierfür wird der oder die Unverheiratete in ein unvorteilhaftes Kostüm gesteckt und in Begleitung der gesamten Gruppe, viel Bier und einer Drehorgel zur musikalischen Untermalung geht es dann im Gänsemarsch hinauf auf die Domdüne. Vor dem linken Domportal werden säckeweise für diesen Zweck gesammelte Kronkorken ausgeschüttet, die dann vom männlichen Geburtstagskind zusammengefegt werden müssen. Natürlich sehen die Freunde ihre Aufgabe darin, es dem Fegenden möglichst schwer zu machen und verteilen immer wieder neue Kronkorken. Beliebt ist es auch, den handelsüblichen Besen zum Vergnügen der Umstehenden durch einen präparierten Knickbesen, einen Handfeger, eine Klo-, Spül- oder Zahnbürste zu ersetzen.

Weibliche 30jährige sieht man nur in Schaltjahren fegen, wenn zwischen den Geschlechtern getauscht wird, in allen anderen heißt es für die Damen “Klinken putzen”: Verdreckte, auf eine Platte geschraubte Türklinken müssen dann mühselig gereinigt werden.

Der seltsam anmutende Brauch wurde erstmals 1890 in Bremen erwähnt und erfreut sich vor allem seit den 50er Jahren immer größerer Beliebtheit. Er hat sich mittlerweile auch in anderen Städten Norddeutschlands, aber auch europaweit verbreitet. Historischer Hintergrund ist der Glaube, dass Menschen, die sich zu Lebzeiten nicht fortgepflanzt hätten, nach ihrem Tod im Jenseits überflüssige Arbeiten verrichten müssten.

Diese sinnlose Arbeit wurde kurzerhand ins Diesseits verlegt und es gilt die unumstößliche Regel: aufhören zu fegen bzw. zu putzen darf erst, wer von einer Jungfrau bzw. einem Jüngling frei geküsst wird. Manch einer erkauft sich die Erlösung durch Bestechung vorbeilaufender Kinder oder kleinen Neffen und Nichten – zwei Kilo Kaubonbons für einen Kuss auf die Wange?