Mit Volldampf durchs Moor – als die “Jan Reiners” den Torf brachte
Über fünfzig Jahre lang verband die „Jan Reiners“ Bremen und die umliegenden Moorgebiete. Geblieben ist ein Wanderweg entlang der Strecke und eine alte Lok als das Wahrzeichen Findorffs.
Eine Geschwindigkeit, die manch einer für gesundheitschädlich hielt: 30 km/h! So rasend schnell hielt die Eisenbahn 1847 auch in Bremen Einzug: stampfend, pfeifend und unter riesigen Dampfwolken. Fünfzig Jahre später war sie normaler Teil des Stadtbilds geworden, vor allem in Findorff. Als Stadtteil der Eisenbahner waren die Findorffer Straßen geprägt von der Nähe zum Bahnhof und auch die Straßennamen erzählen davon: sie tragen die Namen bekannter Persönlichkeiten des Eisenbahnwesens.
Von hier aus startete 1900 dann auch die Kleinbahn Bremen-Tarmstedt, die alle nur “Jan Reiners” nannten. Jan Reiners hieß eigentlich Johann und war der Mann, der die Bahn ins Moor gebracht hatte: er hatte den Vorsitz des Eisenbahnkommitees übernommen und neun Jahre lang den Bau der Bahn vorangetrieben. Unmengen Moorboden wurde gegen Sand ausgetauscht, Dämme gezogen und schließlich die Schienen verlegt.
Über 15 Bahnhöfe entlang der 27 Kilometer langen Strecke verband nun die “Jan Reiners” Bremen und die umliegenden Moorgebiete – und ersetzte ziemlich bald die Torfkähne. Kein Wunder: Sie verkehrte regelmäßig und brauchte für die Strecke, für die die Torfbauern bisher mit ihren Kähnen zwei oder drei Tage gebraucht hatten, gerade einmal 90 Minuten. Doch nicht nur die Torfbauern nutzten die Bahn, sondern auch Ausflügler*innen: die Bremer*innen fuhren “nach Kutscher Behrens” und die Landbewohner*innen in die große Stadt und zum Freimarkt.
Zuverlässigkeit war zu Beginn allerdings ein Fremdwort für die Strecke Findorff-Tarmstedt, denn entweder hatte mal wieder einer der Bauern den Torf zu hoch gestapelt oder beschwipste Jahrmarktbesucher*innen einen der Wagons abgekoppelt.
Bis 1954 fuhr die Jan Reiners durch Findorff und zwar vom Parkbahnhof bei den heutigen Messehallen parallel zur Eickedorfer Straße und dann die Strecke, die wir heute noch als Jan-Reiners-(Rad-)Weg kennen.
Eine der ersten Loks, die auf der Strecke eingesetzt wurden, steht heute gegenüber der Martin-Luther-Kirche und ist zum Wahrzeichen Findorffs geworden.
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