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Das Bremer Rathaus – Welterbe und Bürgerstolz

Prunkvoll und stolz gilt das Bremer Rathaus als eines der bedeutendsten Bauwerke der Backsteingotik und der Weserrenaissance. Als solches wurde es zum Weltkulturerbe erklärt. Bei all der Ehre bleibt es aber vor allem eines: das Herz der Stadt.

Es ist das größte und schönste Gebäude am Bremer Marktplatz – und das älteste bürgerliche: Ab 1405, ein Jahr nach der Errichtung der Rolandstatue, begann man mit dem Bau des städtischen Verwaltungsbaus und allein die Größe zeigte die Unabhängigkeit der Bürger*innen gegenüber der Kirche. Im Gegensatz zur heutigen Fassade, war das mittelalterliche Rathaus schmucklos – der eckige Grundbau aus Backstein ohne Schnörkel. Der einzige Zierrat waren die Figuren über dem damals noch nicht vorhandenen Balkon: Links der Kaiser und daneben die Kurfürsten, die zu seiner Wahl berechtigt waren – die acht wichtigsten Männer der Zeit. Der Erzbischof als oberster Stadtherr in Bremen wurde damit wieder mal deutlich übergangen. Um 1600 war Bremen dann so reich geworden, dass man sich eine neue, schicke Fassade im Stil der Weserrenaissance vorbauen ließ.

Das Präsentieren des neuen Reichtums war jedoch nicht der einzige Grund für den Umbau: die Ratsherren fühlten sich von dem Gebäude auf der anderen Marktplatzseite provoziert. Dort hatte sich die Bremer Kaufmannschaft 1594 den sogenannten Schütting errichtet. Ein ebenfalls prunkvoller Bau für dessen Fassade Sandstein aus dem Weserbergland verwendet wurde – das teuerste Material, dass man damals bekommen konnte. Normalerweise baute man in Bremen mit Backstein, den man günstig aus dem Lehm der Umgebung herstellen konnte. Nun aber legten die Kaufleute vor und verkleideten ihr Gebäude vollständig mit dem teuren Sandstein – während die Ratsherren immer noch in einem langweiligen, mittelalterlichen und vor allem billigen Backsteinbau saßen. Jeden Morgen musste man sich nun das protzende Gegenüber angucken – ein schwer auszuhaltender Zustand. Schließlich entschied man: “Jetzt ist Schluss, wir brauchen auch eine neue Fassade!”. Gesagt, getan: Die Jahreszahl 1612 in den beiden kleineren Giebeln zeugt bis heute von der Fertigstellung der Marktplatzfassade im Stil der Weserrenaissance.